LBBW zieht “klimaneutral” Claim zurück
Greenwashing oder Unwissen? Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) behauptete bis vor Kurzem stolz, seit 2021 komplett klimaneutral zu sein. Diesen Status glaubte sie sich Investitionen in den globalen Arbaro Fund erkauft zu haben, wie bereits in einer Pressemitteilung im Herbst 2020 veröffentlicht wurde. Dieser Fonds pflanzt unter anderem Bäume in Afrika und Lateinamerika. Die LBBW plante, mit einer Investition von 3,5 Millionen Euro, ihre CO₂-Emissionen zu kompensieren, statt sich mit dem Kauf von Emissionszertifikaten freizukaufen.
„Indem wir eigenes Kapital in einen Aufforstungsfonds investieren, statt Zertifikate zu kaufen, gehen wir einen deutlichen Schritt weiter als unsere Wettbewerber. Auf diese Weise untermauern wir unseren Anspruch, zu den nachhaltigsten Universalbanken in Europa zu gehören“, ließ sich Thomas Rosenfeld, Vorsitzender der Geschäftsleitung der LBBW Asset und Wealth Management und Vorsitzender des LBBW-Nachhaltigkeitsrates im Jahr 2020 zitieren. Da war das Stuttgarter Geldhaus wohl ein bisschen zu forsch unterwegs. Am Mittwoch bestätigte die LBBW gegenüber der dpa, diese Behauptung nicht mehr weiter zu verwenden.
Nach Recherchen der Wochenzeitung DIE ZEIT stellte sich heraus, dass die Bank nicht die gängigen Kriterien zur CO₂-Kompensation befolgte. Demnach hätte LBBW sicherstellen müssen, dass es sich tatsächlich um zusätzlich Bäume handelt. Außerdem hätte die Bank sichergehen müssen, dass nicht jemand anderes dieselbe Tonne CO₂ als Kompensation beansprucht.
Wann lassen sich Baumpflanzungen auf die Klimabilanz anrechnen und wann nicht?
Der Arbaro Fund investiert in kommerzielle Holzplantagen in Ghana und Sierra Leone, weshalb nicht klar ist, ob die Bäume auf Grund des Investments von LBBW gepflanzt wurden oder sowieso gepflanzt worden wären. Da der Fonds laut eigenen Angaben 1,1 Millionen Tonnen CO₂ über das Jahr spart, rechnete LBBW sich die für ihren Investitionsanteil entsprechende Menge an. Ob jedoch andere Investoren dieselbe Tonne als Ersparnis angeben, weiß die Bank nicht. Deshalb konnte LBBW genau die zwei Kriterien nicht einhalten, welche essenziell wichtig sind, um wirklich nachhaltig zu sein.
Vielleicht war die Ursache für die Fehleinschätzung Unwissen und auf Nachfrage der ZEIT zeigte sich die LBBW offenbar schnell einsichtig. Die Strafe, den Reputationsschaden, muss sie trotzdem hinnehmen. (dtz / fra)