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Tesla löst Debatte um ESG-Kriterien aus

20. Mai 2022

Allgemeines · Governance · Soziales · Umwelt

Der US-Autobauer Tesla ist aus dem Aktienindex S&P 500 ESG rausgeflogen. Der Indexanbieter S&P Dow Jones erklärte, dass die Bewertung des Unternehmens in Bezug auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Standards im vergangenen Jahr ziemlich stabil geblieben sei, dass es aber im Vergleich zu den sich verbessernden globalen Konkurrenten in der Rangliste abgerutscht sei, berichtet unter anderem die Schweizer Handelszeitung.

Der Indexanbieter führte Bedenken im Zusammenhang mit den Arbeitsbedingungen und dem Umgang von Tesla mit einer Untersuchung über Todesfälle und Verletzungen im Zusammenhang mit seinen Fahrerassistenzsystemen an. Das Fehlen einer kohlenstoffarmen Strategie und eines Verhaltenskodexes für Unternehmen wurde Musks Unternehmen ebenfalls negativ angerechnet, wird berichtet.

S&P verfolgt bei der Zusammensetzung seines Nachhaltigkeitsindex selbstgesetzten Regeln. Unternehmen, die in Geschäftsfeldern wie Tabak, umstrittenen Waffen oder Kraftwerkskohle aktiv sind, werden ausgesiebt. Hinzu kommen weichere Kriterien wie das Verfolgen der zehn Nachhaltigkeitsprinzipien der Vereinten Nationen. Auch Unternehmen, die bei der ESG-Bewertung zu den schlechtesten 25 Prozent ihrer Branche gehören, fliegen raus.

Laut Wirtschaftswoche habe sich Tesla seit Monaten kritisch zu ESG geäussert. Das Unternehmen schreibe in seinem Jahresbericht, dass ESG-Ratings «grundsätzlich fehlerhaft» seien, und in einem Tweet vom April wetterte Musk, «Corporate ESG ist der leibhaftige Teufel».

Nicht nur bei S&P „auf dem Index“

Weiter berichtet die Wirtschaftswoche, dass Tesla auch beim Index-Marktführer MSCI nicht gut wegkomme und bei einigen aktiv gemanagten Fonds sei Tesla schon 2021 rausgeflogen. Für viele Fondsmanager sei es ein Problem, dass der für den Antrieb der Autos genutzte Strom in vielen Ländern nicht umweltfreundlich erzeugt wird. Auch die Arbeitsbedingungen und die Unternehmensführung durch Musk, der offiziell nur noch eine Aufsichtsfunktion ausübt, sehen aktive Manager kritisch.

Statt beleidigte Leberwurst zu spielen, sollte sich Musk mit den Vorwürfen sachlich auseinandersetzen. Offensichtlich ist manch Kritikpunkt nicht ganz unbegründet. Gleichzeitig ist die causa sicher auch ein Anstoß, die Kriterien und Prozesse der Indexanbieter einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Transparenz erscheint diesbezüglich auch verbesserungswürdig. Allerdings gehört S&P hier eher zu den Auskunftsfreudigen. Da das Gewicht der ESG-Kriterien bei Investments tendenziell zunimmt, ist sowohl für Emittenten wie für Investoren wichtig, das Zustandekommen der Bewertung nachvollziehen zu können.

Kleiner Trost, während es selbst der Mineralölkonzern Exxon Mobile in den Index geschafft hat, blieben auch prominente Namen wie Accenture, Berkshire Hathaway, Johnson & Johnson oder Meta draußen. (fra)