Die zwei Risiken des Klimawandels für Unternehmen
Der Klimawandel kann erhebliche Auswirkungen auf die globale Umwelt und Wirtschaft haben. Die Notwendigkeit und Dringlichkeit, weltweit von fossilen Brennstoffen und kohlenstoffintensiver Produktion und Konsum zu emissionsfreien Alternativen überzugehen, wird von Jahr zu Jahr deutlicher, da die globalen Wetterbedingungen und physikalischen Ereignisse neue Rekorde brechen. Jacob Vijverberg, Head of Asset Allocation bei Aegon Asset Management, spricht im Interview über die zwei Risiken des Klimawandels für Unternehmen.
Herr Vijverberg, wenn Unternehmen über Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel berichten, sehen Sie genauer hin. Worin besehen die Unterschiede?
Es sind zwei Arten von Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel zu unterscheiden: Übergangsrisiken und physische Risiken. Die Übergangsrisiken sind die Kosten und Risiken, die mit dem Übergang zu einer weniger kohlenstoffintensiven Gesellschaft verbunden sind. Die durch den Klimawandel verursachten physischen Risiken entstehen durch reale Umweltgefahren, wie z. B. eine Zunahme extremer Wetterereignisse. Diese physischen Risiken haben sowohl reale als auch finanzielle Auswirkungen, beispielsweise durch Unterbrechungen der Lieferketten, Veränderungen der Rohstoffpreise und physische Schäden an Vermögenswerten.
Wie wirken sich Klimarisiken konkret auf Unternehmen aus?
Die zunehmende Intensität von Klimagefahren in einigen Regionen kann das reibungslose Funktionieren der Wirtschaftsakteure beeinträchtigen. Regionen, die von extremen Wetterereignissen betroffen sind, unterliegen zunächst einem Inflationsdruck aufgrund höherer Produktionskosten. Schwellenländer sind von globalen Lieferengpässen betroffen, die ebenfalls zu Inflationsdruck durch höhere Energiepreise und Produktionskosten führen.
Welche Lösungen für die Übergangsrisiken sind aus Ihrer Sicht als Investor vielversprechend?
Der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft wird wahrscheinlich unterschiedliche finanzielle Auswirkungen auf verschiedene Branchen, Regionen und Zeiträume haben. Im Allgemeinen wird die Bepreisung von CO2-Emissionen als das wirksamste Instrument angesehen. Während steigende CO2-Preise einen negativen Angebotsschock auslösen können, kann die strategische Reinvestition der CO2-Einnahmen in grüne Initiativen diese Auswirkungen ausgleichen und das Wachstum ankurbeln.
Zählen Sie also die hohen Energiepreise nicht unbedingt zu den langfristigen Risiken?
Es ist davon auszugehen, dass die anfänglich erhöhten Inflationsraten durch sinkende Energiepreise mehr als ausgeglichen werden, unterstützt durch den Ausbau erneuerbarer Energiequellen und kontinuierliche technologische Fortschritte. Die Kostenkurven für erneuerbare Energien sind deutlich gesunken, und in einigen Regionen sind sie bereits die günstigste Energieform.
Die physischen Risiken des Klimawandels wirken also schwerer als die Übergangsrisiken?
Langfristig sollte mit einer größeren wirtschaftlichen Belastung durch extreme Wetterereignisse gerechnet werden. Diese Störungen könnten aufgrund einer schleppenden Erholung der Produktion zu deflationären Phasen führen. Zunächst gehen wir also davon aus, dass klimabedingte Ereignisse inflationär wirken, da sie zu Ernteausfällen oder anderen Produktionsstörungen führen können. Aufgrund der längerfristigen negativen wirtschaftlichen Auswirkungen könnte der inflationäre Impuls jedoch langfristig nachlassen.
Vielen Dank für das interessante Gespräch! (cbl)