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Biodiversität: Die Natur im Wirtschaftskreislauf berücksichtigen

7. Dezember 2022

Umwelt

Am 7. Dezember beginnt der zweite Teil der Weltnaturkonferenz (CBD COP 15). Sie findet unter chinesischer COP-Präsidentschaftbis zum 19. Dezember in Montréal/Kanada statt. Es soll nicht weniger als der neue globale Rahmen für die biologische Vielfalt verabschiedet werden. Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie vermehrt die Natur im Wirtschaftskreislauf berücksichtigen müssen. Wie steht es damit bisher?

Die Bepreisung unserer Lebensgrundlage

In Montreal geht es um nichts geringeres als den Erhalt unserer Lebensgrundlage, so der Biologe Mosbrugger im Interview mit der Tagesschau. Denn die biologische Vielfalt bildet die Lebensgrundlage für die menschliche Existenz. Zur Erhaltung dieser Lebensgrundlage hat sich die Weltnaturkonferenz insgesamt 21 Ziele gesetzt. Für Volker Mosbrugger ist eines der wichtigsten Ziele, 30 Prozent der Landfläche und auch 30 Prozent der Meeresfläche unter Schutz zu stellen, sodass sich die Natur dort entwickeln kann.

Der Biologe arbeitet mit einem Modell, nach dem sich die „Dienstleistungen“ der Natur bepreisen und in Euro quantifizieren lässt. Er berechnet, dass die Ökosystem-Dienstleistungen etwa doppelt so viel wert seien wie die gesamten volkswirtschaftlichen Leistungen. Während das globale Bruttoinlandsprodukt etwa bei 96 Billionen US-Dollar liege, mache das, was die Natur zur Verfügung stellt, einen Betrag in der Größenordnung von 150 bis 200 Billionen US-Dollar pro Jahr aus.

Nachhaltigkeitsberichterstattung vernachlässigt Biodiversität

Offenbar legen in Deutschland nur wenige Unternehmen ihr Augenmerk darauf, dass sie die Natur im Wirtschaftskreislauf berücksichtigen. Der12. Auflage des „KPMG Survey on Sustainability Reporting“ zufolge gibt es bei deutschen Unternehmen Unzulänglichkeiten in der Berichterstattung über Risiken in Bezug auf die Vielfalt der Arten und Ökosysteme. Zwar berichten in Deutschland sämtliche der 100 umsatzstärksten Unternehmen über ihre Nachhaltigkeitsanstrengungen, wobei mit 94 Prozent die Quote der Unternehmen, die ein Ziel zur Reduktion der CO2-Emissionen angeben, besonders hoch ist. Nachholbedarf stellt die Studie jedoch bei der Berichterstattung über Risiken in Bezug auf die Biodiversität fest: Hier sehen nur 29 Prozent der deutschen „Top 100“ einen Verlust als Geschäftsrisiko an, während die Quote weltweit bei 40 Prozent liegt.

Interessant sind die internationalen Unterschiede bei den Schwerpunkten der Nachhaltigkeitsberichte. Es liegt auf der Hand, dass die unmittelbare Betroffenheit eine große Rolle spielt. So sticht Lateinamerika bei der Berichterstattung über die biologische Vielfalt hervor, Afrika wiederum bei der Sozial- und Governance-Berichterstattung. Insgesamt stellt KPMG beim ESG-Reporting weltweit immer noch Luft nach oben fest.

Investoren legen zunehmend Schwerpunkte auf Biodiversität

Institutionelle Investoren entdecken immer mehr das Thema Biodiversität und beschäftigen sich mit der Frage, wie sie die Natur im Wirtschaftskreislauf berücksichtigen können. Beispielsweise konstatiert der Asset Manager Pictet in seinem Whitepaper, dass in der Vergangenheit der Schwerpunkt der Finanzierung der biologischen Vielfalt in der Regel auf der Beschaffung von Geldern für Naturschutzmassnahmen lag. Nun jedoch steigen Investitionen in Biodiversität und Naturkapital stetig an. Beispielsweise in Form von Wertpapieren, die ausdrücklich darauf abzielen, den Verlust der biologischen Vielfalt zu minimieren und das Potenzial für langfristiges Kapitalwachstum zu nutzen. Zu erwarten sind auf diesem Gebiet:

  • Entwicklung neuartiger Kennzahlen und Datenbestände zur Berechnung des Verlusts an biologischer Vielfalt und zur Messung seiner wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen
  • Messung biodiversitätsbezogener Risiken auf Unternehmens- und Portfolioebene
  • Entwicklung von differenzierten und messbaren Methoden zur Einbeziehung der biologischen Vielfalt in das strategische Engagement mit Unternehmen
  • Bewertung der Aussichten für Biodiversitäts-/Ökosystemmärkte und andere naturpositive Investitionen
  • Ermittlung der vielversprechendsten Technologien, Finanzmechanismen und wirtschaftlichen Instrumente zum Schutz des Naturkapitals

(cbl)