Head of Asset Allocation bei Aegon Asset Management
Warum Unternehmen mit strengeren Umweltanforderungen rechnen sollten
In seinem Gastbeitrag beschreibt Jacob Vijverberg, Head of Asset Allocation bei Aegon Asset Management, wie das Tempo, mit dem Unternehmen und Branchen dekarbonisieren, sowohl von der Politik als auch von der Einführung neuer Technologien beeinflusst wird.
Unternehmen, die beim Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft mit erheblichen strukturellen Hürden konfrontiert sind, dürften unter Rentabilitätsdruck geraten. Mit steigenden Kapitalkosten könnte sich das Kreditrisiko erhöhen, insbesondere in Branchen mit hoher Verschuldung. In Verbindung mit den Anpassungen der Anlegererwartungen angesichts der hohen Übergangskosten könnte sich dies negativ auf Bewertungen und Renditen auswirken. In kapital- und schuldenintensiven Branchen könnte die Ausfallwahrscheinlichkeit sprunghaft ansteigen. Kapitalintensive Branchen sind besonders anfällig für Infrastrukturzerstörung durch extreme Wetterereignisse.
Pro-Kopf Emissionen sinken
Von 1990 bis 2008 blieben die Pro-Kopf-Emissionen konstant, während die Wirtschaft wuchs. Und seit 2008 ist es mehreren Regionen gelungen, die CO₂-Emissionen pro Kopf deutlich zu senken, während gleichzeitig ein positives Wirtschaftswachstum zu verzeichnen war.
Dieser Entkopplungstrend hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten verstärkt, wobei viele Volkswirtschaften ein BIP-Wachstum bei gleichzeitigem Rückgang der CO2-Emissionen verzeichneten. Diese Verbesserungen sind nicht nur das Ergebnis einer Verlagerung der Emissionen in Produktionsländer, denn selbst nach Bereinigung um Importe und Exporte durch konsumorientierte Rechnungslegung sind die Emissionen weiter zurückgegangen.
Verlust biologischer Vielfalt als Unternehmensrisiko
Der Verlust der biologischen Vielfalt stellt ein potenzielles Risiko für Unternehmen durch physische und Übergangsrisiken, einschließlich Betriebsstörungen, Schwachstellen in der Lieferkette und Reputationsschäden dar. Durch Übertragungskanäle wie Wertminderungen von Vermögenswerten und Sicherheiten sowie geringere Unternehmensrentabilität könnten Investoren innerhalb des Finanzsystems betroffen sein.
Die langfristige Nichtverfügbarkeit natürlicher Ressourcen oder Veränderungen im Zustand natürlicher Dienstleistungen könnten dazu führen, dass Unternehmen nicht mehr in der Lage sind, ihre volle Produktionskapazität auszuschöpfen. Naturereignisse wie Erdbeben oder Hurrikane würden zu ereignisbezogenen Risiken wie einer Verschlechterung der Wasserqualität führen. Eine solche Auswirkung würde zu Versorgungsunterbrechungen führen.
Strengere Umweltanforderungen führen zu Produktrisiko
Strenge Umweltanforderungen könnten Unternehmen dazu zwingen, umweltfreundlichere Produktionsmethoden einzuführen. Dies könnte dazu führen, dass Produkte oder Dienstleistungen durch andere Produkte ersetzt werden, die geringere/verbesserte Auswirkungen auf die Natur haben oder weniger von der Natur abhängig sind, was ein Risiko zweiter Ordnung für Vermögensinhaber darstellt.
Genau wie der Klimawandel ist auch der Verlust der biologischen Vielfalt ein typisches „Problem kollektiven Handelns“. Die Vorteile des Naturschutzes kommen allen zugute, aber die Kosten der Maßnahmen sind eher lokal begrenzt. Um diese Probleme zu lösen, wären die internationale Zusammenarbeit und eine Angleichung der Interessen erforderlich.