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Zuckerbrot oder Peitsche? Wie Investoren Einfluss üben (wollen)

31. August 2021

Allgemeines · Umwelt

Sicherlich fragen sich Eltern heute nicht mehr, ob sie ihr Kind besser mit Zuckerbrot oder der Peitsche erziehen sollen. Beides weckt nur sehr anachronistische Erinnerungen an Zeiten, als man Kinder nocht nicht morgens die Schokocreme auf das Brot schmierte (gab es solche Zeiten wirklich?). Und die Peitsche? Gar keine Frage!

Abgesehen davon, dass sich dieses Gerät mittlerweile in kaum einem Haushalt mehr finden lassen dürfte – so eine Behandlung wird heutzutage zurecht als Kindesmisshandlung mit empfindlichen Strafen geahndet. Die Grundentscheidung nach dem besten Prinzip, um das optimale Erziehungsergebnis zu erhalten, bleibt jedoch bestehen: Lieber durch Loben oder durch Ermahnen erziehen? Genau diese Frage stellt sich auch nachhaltigkeitsbewussten Investor:innen. Wie geht man um mit Industrien, die ganz offensichtlich nicht dem entsprechen, was sich landläufig als nachhaltig herauskristallisiert?

Fordern und Fördern als Investorenaufgabe?

Dieser Blog hatte bereits vor ein paar Wochen auf den Umstand hingewiesen, dass Investoren unter verschiedenen Blickwinkeln auf das ESG-Thema schauen. Es liegt auf der Hand, dass sie dabei auch verschiedene Ziele verfolgen. Und dabei unterschiedliche Methoden verfolgen. Hier schließt sich der Kreis zur Ausgangsfrage: Zuckerbrot oder Peitsche? Investiert man Geld nur in die Unternehmen, die ohnehin schon sehr gute ESG-Scores vorweisen können, um diese zu belohnen? Oder doch lieber mit der verbalen Peitsche auf diejenigen Unternehmen einwirken, die noch viel aufzuholen haben? Investitionen als Hebel, um Verbesserungen zu bewirken? Das sogenannte Impact-Investieren? Gehört Fordern und Fördern überhaupt zu den Aufgaben von Investoren? Reicht es nicht aus, wenn sie gute Renditen erzielen?

Wo es stinkt

Sonja Kimmeskamp, ihres Zeichens Head of Sustainable Investing bei HSBC Global Asset Management Deutschland, beschreibt in ihrem Gastbeitrag für Citywire, dass der Finanzbranche im Kampf gegen die Klimakatastrophe eine Schlüs­selrolle zukäme: „Als Banken und Investoren müssen wir dahin gehen, wo es laut ist, brodelt, riecht und gelegentlich stinkt“, findet sie. Ihr schwebt unter anderem ein regelmäßiges Monitoring vor, um die Projekte, in die sie investiert, zu einem positiven Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel zu ermutigen.

Dabei investiert sie in erster Linie in Infra­struktur, wo große Massen an CO2 emittiert werden. Dazu gehören der Verkehrsbereich sowie die Wasser- und die Energieversor­gung. Aber auch der Baustoffbereich: Allein die Zementherstellung, führt sie aus, ist für 6,9 Prozent der weltweiten CO2-Emis­sionen verantwortlich. Das sei mehr als die Emissionen aller Lastkraftwagen der Welt zusammen, deren Anteil am globalen Gesamtausstoß 6,1 Prozent beträgt. Diese Positionierung ist für die Investorin mutig. Denn sie steht und fällt mit der Bereitschaft in den Unternehmen, ihr zuzuhören und die Konsequenzen daraus zu ziehen. Bleibt zu hoffen, dass sie die richtige Mischung aus Zuckerbrot und Peitsche im Sinne des Klimas findet. (cbl)