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Wenn die schlimmste Annahme als Realität daherkommt

21. Juli 2021

Allgemeines · Umwelt

Der Risikobericht eines Unternehmens soll unter anderem die finanziellen Risiken identifizieren und bewerten, die durch Veränderungen in der Umwelt entstehen. Die aktuelle Flutkatastrophe hat die schlimmste Annahme zur Realität werden lassen. Aber, kam diese schlimmste Annahme überhaupt in den Risikoberichten der Unternehmen vor?

Die Hochwasserkatastrophe ist vor allem eins: eine Tragödie für alle Menschen, die sie betrifft. Eine Welle der Zerstörung mit verheerenden Folgen für Menschenleben, Gebäude, Eigentum und die Infrastruktur. Ein einziger Albtraum, in dem sich die denkbar schlimmste Annahme als Realität entpuppt. Auch viele Unternehmen und Industriekonzerne haben Schaden genommen. Sei es durch die Demolierung oder Unterspülung eigener Firmengebäude und Produktionsstätten. Sei es durch Unterbrechungen in den Lieferketten oder verwüstete Transportwege. Auch Schäden an Strom- und Gasnetzen führen zu weiteren Ausfällen. Während die gesamte Aufmerksamkeit nun auf den Aufräumarbeiten ruht, ist das wahre Ausmaß der Katastrophe noch kaum richtig abschätzbar. Berichte dazu finden sich zum Beispiel in der Börsen-Zeitung (Paywall!), in der Wirtschaftswoche und im Manager Magazin.

Lackmustest für die Risikoberichterstattung

Abseits der dramatischen Ereignisse ist die Überflutung als unbestrittene Folge des Klimawandels aber auch ein Lackmustest für die Risikoberichterstattung der Unternehmen. Hier zeigt sich, ob sich ein Konzern tatsächlich mit dem Klimawandel auseinandergesetzt hat. Ob die potenzielle Überflutung zu den schlimmsten Annahmen zählt, die sich nun in der Realität materialisiert. Denn dass Standorte in Deutschland vom Hochwasser überspült werden können, ist keine neue Erkenntnis. Seit Jahren weisen Organisationen wie die IHK in Baden-Württemberg auf eine adäquate Risikoprävention hin. Erst im Januar hatte jedoch das Umwelt Bundesamt daraufhingewiesen, dass nur etwa die Hälfte der DAX-30-Unternehmen zu diesen Risiken berichtet.

Exemplarisch hat sich unsere Redaktion nun die Risikoberichte von Aurubis und Thyssenkrupp im jeweils jüngsten Geschäftsbericht angeschaut. Beide Unternehmen haben Störungen im Betrieb verzeichnent und laut oben zitierten Medienartikeln „force majeure“ erklärt. Dies ist sicher nicht der Zeitpunkt, um mit dem Finger auf einen Konzern zu zeigen. Eher, um die eigene Berichterstattung zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Und so zeigt sich, dass im Risikobericht von Aurubis die Extremwetterereignisse zumindest in der Transportkette Beachtung finden und man die Pegelstände auf wichtigen Wasserstraßen beobachtet. Auch bei Thyssenkrupp spielen extreme Wetterbedingungen nur beim Transport von Vormaterialien auf dem Wasserweg eine Rolle. „Um Betriebsunterbrechungen aus diesem Grund zu vermeiden, treffen wir bei Bedarf vielfältige Kompensationsmaßnahmen, zum Beispiel die Verlagerung eines Teils der Warenströme auf die Bahn…“, heißt es da. Dass das Hochwasser auch den Schienenverkehr lahmlegt oder Produktionsstätten unbrauchbar macht, damit hat wohl niemand gerechnet.