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Diversität: Vorstandsvorsitzender von Deutz muss seinen Hut nehmen

13. Februar 2022

Governance · Soziales

Die gesetzliche Frauenquote scheint zu wirken, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) im Januar per Pressemitteilung verlautbarte. Beim Motorenbauer Deutz war die Wirkung offenbar so stark, dass der Vorstandsvorsitz neu besetzt wurde. Zumindest legt dies eine Pressemitteilung vom 12. Februar nahe. In der wird angekündigt, dass der Vorstand wieder auf vier Personen aufgestockt werden und ein Posten durch eine Frau besetzt werden soll. Zugleich fordert die Investoreninitiative Principles for Responsible Investment (PRI) laut einem Bericht der Börsen-Zeitung (Paywall) noch mehr Anstrengungen von Investoren, sich im Bereich von Diversität, Chancengleichheit und Inklusion stärker zu engagieren.

Diversität wird zum Stolperstein für Frank Hiller

Frank Hiller, bisheriger Vorstandsvorsitzender des im SDAX notierten Motorenbauers Deutz AG muss sich seit Freitag einen neuen Arbeitgeber suchen. Offenbar konnte er sich nicht mit dem Gedanken an eine weibliche Vorstandskollegin anfreunden. Nicht nur die hauseigene Pressemitteilung legt den Zusammenhang mit seinem Ausscheiden nahe. Wie die Nachrichtenagentur dpa-AFX meldete, ist eine entsprechende Auseinandersetzung zwischen Vorstand und Aufsichtsrat um die anstehende Neubesetzung vom Unternehmen bestätigt worden.

Bislang war die Deutz-Chefetage von vier Männern besetzt – und keiner Frau. Zwei davon, Finanzvorstand Dr. Sebastian Schulte und Entwicklungsvorstand Markus Müller, sind lt. FAZ nicht einmal ein Jahr an Bord. Seit August 2021 müssen große Unternehmen nach dem sogenannten Zweiten Führungspositionen-Gesetz (FüPoG II) neue Regeln zur Besetzung von Spitzenpositionen befolgen. Börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mehr als 2 000 Beschäftigten und mehr als drei Vorständen müssen demnach bei Nachbesetzungen in der Top-Management-Etage sicherstellen, dass mindestens eine Frau im Vorstand vertreten ist.

Frauenanteil in Vorständen steigt auf 15 Prozent

Im Allgemeinen scheint demgegenüber die gesetzliche Mindestbeteiligung in Vorständen ihre Schatten vorauszuwerfen. Ab August 2022 müssen börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen ab einer Vorstandsgröße von vier Personen mindestens eine Frau im Vorstand aufweisen. Darauf arbeiten offenbar mittlerweile einige Unternehmen hin. Das DIW hat herausgefunden, dass im vierten Quartal 2021 in den 200 umsatzstärksten Unternehmen 38 Vorständinnen mehr als im Vorjahreszeitraum beschäftigt waren. Damit stieg der Frauenanteil in Vorständen um gut drei Prozentpunkte auf fast 15 Prozent.

PRI-Initiative konzentriert sich auf Soziales

Mehr als 4 000 Vermögensverwalter sind in der Investoreninitiative PRI zusammensgeschlossen. Diese wollen sich zukünftig mehr um das S in ESG kümmern: Mit der Förderung der drei Kriterien Diversität, Chancengleichheit und Inklusion soll langfristig ein systematischer Wandel in der Finanzbranche bewirkt werden. Vorteile einer stärkeren Beachtung ergäben sich nicht nur für die Betroffenen und die sie beschäftigenden Unternehmen, als auch für die Wirtschaft insgesamt. Inwiefern der Finanzinvestor Ardan Livvey bei Deutz auf mehr Diversität im Vorstand eingewirkt hat, ist indes bislang nicht bekannt. Dass dieser jedoch auf eine Abberufung des Vorstands plädiert hat, berichtet die Börsen-Zeitung. (cbl)