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Klimaneutral: Alles nur Marketing oder was?

14. Januar 2022

Umwelt · Wissen

Moderner Ablasshandel, so bezeichnet Jörg Sommer, Chef der Deutschen Umweltstiftung die Kompensationszahlungen für CO2-Emissionen von Unternehmen. Andere nennen es Etikettenschwindel oder Werbegag. Aktives Engagement im Kampf gegen den Klimawandel sieht anders aus, so Sommer im Interview mit der Deutschen Welle, die sich das Thema einmal vorgenommen hat.

Klimaneutral macht in erster Linie ein gutes Gewissen, den es nicht mit einem aktiven Klimaschutz gleichzusetzen. Abgesehen davon werden bei der Betrachtung andere klimaschädliche Treibhausgase außen vor gelassen, die wie im Fall von Methan teils sogar deutlich stärker zur Erderwärmung beitragen.

CO2-Neutral, Netto-Null oder Klimapositiv?

Fidelity Investments lieferte eine hilfreiche Einordnung der unterschiedliche Begrifflichkeiten:

„Der Begriff „Carbon Neutral“ wird teils synonym zu „Climate Neutral“ verwendet und entspricht damit unserer umgangssprachlichen Bezeichnung “klimaneutral”. Bei einer „carbon neutral“ produzierten Ware wird das Kohlenstoffdioxid, das bei der Herstellung emittiert wurde, an anderer Stelle kompensiert. Die gesamte CO2-Bilanz des Produktes ist dann schließlich ausgeglichen, sprich: neutral.

Der Begriff Net Zero reicht deutlich weiter, und das in mehrerlei Hinsicht. Er bezieht sämtliche Treibhausgase mit ein. Zudem berücksichtigen Unternehmen bei diesem Ansatz Treibhausgasemissionen über alle Stufen der Wertschöpfungskette eines Produktes hinweg. Das Greenhouse Gas Protocol hat dafür 2011 eine Einteilung in drei sogenannte Scopes entwickelt, die inzwischen u.a. von über 90 % der 500 umsatzstärksten Unternehmen der Vereinigten Staaten angewendet wird.

Die Begriffe Klimapositiv und Carbon Negative werden oft synonym verwendet und benennen noch ambitioniertere Ziele als die von Net Zero: Unternehmen müssen ihre Emission von Treibhausgasen demnach noch stärker als im Pariser Klimaabkommen vereinbarten Umfang reduzieren. Obendrein soll am Ende einer Wertschöpfungskette sogar eine positive Bilanz für das Klima entstehen. Heißt konkret: Es werden mehr Treibhausgase aus der Atmosphäre entnommen als durch die gesamte Wertschöpfungskette hinweg freigesetzt werden.“

Übrigens gibt es auch Unternehmen, die sich zwar als klimaneutral bezeichnen, aber gleich dazu sagen, dass das nur geschummelt ist. Der Outdoor-Ausstatter Haglöfs ist ein solcher. Und in Ihrem Sustainability Report 2020 erläutern die Schweden zudem, wie sie bis 2030 Net-Zero erreichen wollen und das die Kompensationsmaßnahmen auf diesem schwierigen Weg bis dorthin nur eine Form ist, Verantwortung zu zeigen. (fra)

P.S.: Weitere nützliche Ausführungen von Emilien Hoet über die Unterschiede zwischen klimaneutral, klimapositiv oder CO2-frei finden Sie auf der Webseite von ClimatePartner (hier geht’s lang).