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Desiree Fixler verlor den Prozess – sind deshalb ihre Vorwürfe nichtig?

27. Januar 2022

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Sind die Befunde einer ESG-Managerin, die sich bei den Mechanismen des deutschen Arbeitsrechts gründlich verschätzt hat, deswegen auch in allen anderen Belangen nichtig? Eine Studie des Carbon Disclosure Project legt nahe, dass trotz aller gegenteiligen Bekundungen nur sehr wenige Fonds im Einklang mit den Pariser Klimazielen investieren. Was sich in Deutschland zunehmend an der Person Desiree Fixler manifestiert, scheint eine Problematik weit größeren Ausmaßes zu sein: ESG fristet offenbar bei vielen Asset Managern lediglich das Dasein eines Lippenbekenntnisses.

Fixler verlor den Arbeitsprozess aus formalen Gründen

Dieser Tage hat das Arbeitsgericht in Frankfurt am Main ein weitbeachtetes Urteil gefällt: Desiree Fixler verlor den Prozess gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber DWS. Dort hatte sie in der Rolle als Group Sustainability Officer die Nachhaltigkeitsstrategie des Vermögensverwalters sowohl intern als auch im Anlageprozess verantworten sollen. Noch während ihrer vertraglich festgesetzten Probezeit erfolgte jedoch die Kündigung. Für Fixler war dies eine finale Kritik an der Erfüllung ihrer Aufgaben. Und so stürzte sie nach ihrem Ausscheiden die DWS mit öffentlichen Greenwashing-Vorwürfen in eine Krise (wir berichteten). Während sie zugleich gerichtlich gegen ihre Kündigung vorzugehen versuchte.

Der Prozess in Frankfurt am Main fiel relativ kurz aus, alles Wesentliche dazu steht in der WiWo oder in der FAZ. Offensichtlich hat sich die New Yorkerin bei ihrem Ausflug in das deutsche Arbeitsrecht etwas verschätzt. Dass eine Kündigung während der Probezeit kaum zu beanstanden ist, wissen hierzulande schon die Auszubildenden. Nur, was bedeutet das für ihre Vorwürfe, die DWS habe ihre Anlagepolitik nach außen falsch dargestellt. Nämlich grüner als die Fonds in Wahrheit sind. Hat sie sich da auch verschätzt? Immerhin hat die US-Finanzaufsicht SEC auf Grundlage ihrer Anschuldigungen ein Ermittlungsverfahren gegen die DWS eingeleitet.

Nur ein Bruchteil der Fonds stimmen mit Pariser Klimaabkommen überein

Vielleicht ist es gar nicht so verkehrt, dass nun eine Aufsichtsbehörde die Definition davon übernimmt, was Anleger:innen unter dem Nachhaltigkeitsetikett erwarten dürfen. Denn Fremd- und Eigenbild scheinen bei den Fonds doch weit auseinanderzuklaffen. So berichtet beispielsweise Citywire von einer Studie des Carbon Disclosure Project (CDP). Demnach gibt es generell kaum Fonds, die gemessen an den Zielen des Pariser Klimaabkommens wirklich klimafreundlich sind. Konkret kam heraus, dass von über 16.500 untersuchten Fonds nur 158 einen „Temperaturpfad“ verfolgen, mit dem das im Pariser Klimaabkommen beschlossene 1,5-Grad-Ziel zu erreichen ist. Unter Betrachtung der Assets under Management verfolgen lediglich 0,5 Prozent des Gesamtvermögens von 27 Billionen US-Dollar aktiv das Pariser Ziel. Vor diesem Hintergrund steht die Frage in neuem Licht, ob Fixler etwas übereifrig war oder vielleicht nicht doch einfach Recht hatte. (cbl)