FüPoG II: Unternehmen verkleinern den Vorstand
Im März findet der internationale Frauentag statt, deshalb sind Frauenthemen im März sehr beliebt. Grund genug für allerhand Marktteilnehmer, auf das Thema „Frauen in Vorständen von Unternehmen“ zu schauen. Während die Beratungsagentur Russell Reynolds jubelt, dass der Frauenanteil in Dax-Vorständen einen großen Sprung gemacht hat, sehen andere dies skeptischer: Die Automobilwoche (Paywall!) spricht von einzelnen Leuchttürmen und laut Investmentgesellschaft Union Investment gibt es noch viel zu tun.
Frauen werden aufgrund ihres Geschlechts aussortiert
Wie immer, wenn man prüfen möchte, ob ein Glas halb voll oder halb leer ist, beschäftigt man sich am besten mit der Ausgangslage. Bisher wurden Frauen bei der Besetzung von Führungspositionen zumeist allein aufgrund ihrer geschlechtlichen Zuordnung aussortiert. Ihre Kompetenz, Erfahrung, Talent oder sonstige Eignungsaspekte spielen dabei in der Regel eine untergeordnete Rolle. Aus Effizienzgründen bemühen sich viele Frauen dann auch gar nicht mehr darum, auf sich aufmerksam zu machen. Es gibt genügend Fälle die zeigen, dass sich Leistung für Frauen nicht lohnt, Zum Beispiel der der Vertriebsmitarbeiterin im Maschinenbau, die zwar ein riesiges Kundengebiet hervorrandend betreut, aber dennoch mit dem leistungsschwächsten Firmenfahrzeug ausgestattet wird. Die international anerkannte Fachfrau für Solarthermie, die man bei der Beförderung geflissentlich übergeht. Die Treasury-Spezialistin, die ewig die zweite Geige spielt.
Das Zweite Führungspositionen-Gesetz (FüPoG II) soll diese Situation nun ändern. Ab August 2022 müssen Unternehmen mindestens eine Frau im Vorstand aufweisen, wenn sie börsennotiert und paritätisch mitbestimmt sind und ihr Vorstand mindestens vier Personen umfasst. Immerhin scheint sich dadurch etwas zu bewegen. Laut Russel Reynolds ist die Frauenquote innerhalb von einem Jahr in den Vorständen der Dax 40 Unternehmen von 15,3 auf 19,1 Prozent gestiegen. Ab April 2022 soll sie sogar bei 20 Prozent liegen. Obgleich 20 Prozent der Unternehmen bislang gar keine Frau im Vorstand haben.
Unternehmen verkleinern den Vorstand
Ein beliebter Trick zur Umgehung von FüPoG II ist offenbar die Verkleinerung des Vorstands. Von 24 Unternehmen, die Union Investment untersuchte, haben fünf, also auch gut 20 Prozent, ihr Verwaltungsgremium auf drei Männer reduziert. Ob diese Augenwischerei auf die Dauer durchgeht, bleibt abzuwarten.
In der Automobilbranche – einer klassischen Männerdomäne – hat FüPoG II offenbar tatsächlich einen Schub für die Frauen gebracht. Immerhin, Mercedes-Benz und Continental können mit einem 40 prozentigen Frauenanteil im Vorstand aufwarten. Dennoch sind die Autoren der Studie relativ ernüchtert, was die Förderung von Frauen in der Industrie angeht. Für sie handelt es sich bei den Vorständinnen nur um einzelne Leuchttürme, die sich nicht im Umgang mit Frauen aus der breiten Belegschaft widerspiegeln.
Frauenanteil im Mittelstand sinkt sogar
Dass die durch FüPoG II eingeführte Frauenquote im Mittelstand wenig bewirkt, thematisiert Die Zeit auf Grundlage einer KfW-Studie. Hier sei die Zahl der Managerinnen sogar gesunken. Nur 16 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen wurden 2021 von Frauen geführt. Seit 2013 sinke die Zahl kontinuierlich. Grund dafür ist weiterhin die mangelnde Aufstiegsperspektive für Frauen. Laut einer Schufa-Studie kommen nur gut ein Viertel von 4,5 Millionen Unternehmen aus dem Schufa-Datenbestand auf mindestens eine Frau in der ersten Führungsriege. Dabei seien große Führungsgremien, die ausschließlich aus Männern bestehen, keine Seltenheit. (cbl)